Vier Monate auf den Kanarischen Inseln, die Inseln des ewigen Frühlings, haben uns unvergessliche Eindrücke hinterlassen. Doch jenseits der Erinnerungen an atemberaubende Landschaften und das Gefühl der Freiheit, zieht sich eine kritische Frage durch meine Gedanken: Ist Vanlife wirklich nachhaltig?
Auf den ersten Blick scheint das Leben im Van ein Idealbild von Nachhaltigkeit und Verbundenheit mit der Natur zu zeichnen. Doch ein tieferer Blick enthüllt eine komplexere Wahrheit. Wir Vanlifer, die wir uns gern als nachhaltige Reisende sehen, müssen erkennen, dass unser Einfluss auf die Umwelt und die lokalen Gemeinschaften nicht immer positiv ist.
Die Realität auf den Kanaren, einem Hotspot für Vanlife-Enthusiasten, ist alarmierend. Die massenhafte Ankunft von Touristen, darunter viele Vanlifer, belastet die Natur und verändert das Leben der Einheimischen negativ. Während der Tourismus zweifellos wirtschaftliche Vorteile bringt, führt er auch zu steigenden Preisen, die für die lokale Bevölkerung kaum noch erschwinglich sind. Die anhaltende Nachfrage nach Immobilien durch ausländische Investoren und Touristen treibt die Miet- und Grundstückspreise in die Höhe, was die Einheimischen weiter marginalisiert.
Unser eigener Beitrag zum Problem wird oft ignoriert. Als Vanlifer glauben wir, durch unseren minimalistischen Lebensstil einen positiven ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen. Doch die Wahrheit ist, dass viele von uns, durch unsere Reiseentscheidungen, unbewusst zur Umweltbelastung beitragen. Das Reisen mit dem Van, insbesondere auf Langstrecken, erzeugt erhebliche CO2-Emissionen. Unsere Analyse zeigt, dass die Fahrt mit dem Van von Wien auf die Kanaren fast genauso viel CO2 ausstößt wie ein Flug für zwei Personen.
Darüber hinaus ist das Vanlife nicht immer förderlich für die lokale Wirtschaft. Viele Vanlifer tragen wenig zur lokalen Wirtschaft bei, da sie ihre Ressourcen im Van haben und weniger in lokalen Geschäften einkaufen. Dies steht im Gegensatz zu traditionelleren Touristen, die lokale Dienstleistungen und Produkte nutzen und damit die lokale Wirtschaft stärken.
Auch die Art und Weise, wie wir unsere Vans nutzen und warten, ist oft nicht nachhaltig. Der Trend, immer neuere und luxuriösere Modelle zu kaufen, statt alte Fahrzeuge zu reparieren und wiederzuverwenden, steht im Widerspruch zu einer nachhaltigen Lebensweise. Dies trägt zur Ressourcenverschwendung und zur Umweltbelastung bei.
Doch es gibt auch positive Aspekte. Einige Vanlifer leben in ihren Fahrzeugen und vermeiden so den Leerstand von Wohnungen. Dies kann eine nachhaltigere Alternative sein, da sie ihren Wohnraum effizient nutzen und somit keinen zusätzlichen Wohnraum beanspruchen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Vanlife in seiner aktuellen Form nicht unbedingt nachhaltig ist. Es ist ein komplexes Thema, das eine kritische Betrachtung erfordert. Wir müssen unsere Reiseentscheidungen, unseren Konsum und unseren Einfluss auf die Umwelt und lokale Gemeinschaften reflektieren. Ein nachhaltigeres Vanlife ist möglich, aber es erfordert von uns allen ein Umdenken und verantwortungsbewusstes Handeln.
Wir müssen unsere Reiseentscheidungen, unseren Konsum und unseren Einfluss auf die Umwelt und lokale Gemeinschaften reflektieren.