Einmal wenig Platz mit viel Freiheit zum Mitnehmen, bitte!
Mitte 2020 hat Michael spontan und eher als Kurzschlussentscheidung diesen kleinen, weißen VW T5 gekauft. Von außen sah das Baby ziemlich gut aus und nach einer ordentlichen Putzaktion konnte sich auch das Innere herzeigen lassen. Dass aber unter der Motorhaube und der frisch lackierten Karosserie die eigentlichen Probleme auf uns zukommen würden, damit hat zu diesem Zeitpunkt noch niemand gerechnet.
Trotz vieler Rückschläge wollten wir den Traum vom Van nicht aufgeben und haben gegen jede Vernunft mir dem Ausbau dieses Ersatzteillagers begonnen und immer wieder weitergemacht.

Zuerst wollte Michi die Funktion des Transporters mit den 9 Sitzen aufrechthalten – ich brauche an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen, wie bescheuert ich diese Idee fand. Ein Camper, der auch gleichzeitig ein 9-Sitzer ist? Wie soll das funktionieren und vor allem: Warum? Wie soll denn aus einem 9-Sitzer ein voll funktionsfähiger Van werden, in dem man auch ein paar Wochen oder Monate leben kann? Zum Glück hat Michi dann doch eingelenkt und der richtige Ausbau ist, mit einem Jahr Verzögerung und viiiiieeelen Reparaturen später, dann doch angelaufen.
Die Planung: Ein kleiner Van mit viel Potenzial und inneren Werten
Diejenigen unter euch, die bereits an diesem Punkt standen, wissen, wie viel Herzblut in die Planung und den Ausbau eines Vans fließt. Wir brüteten Tag und Nacht über unseren Plänen, strichen hier etwas weg, zeichneten dort etwas dazu. Doch immer wieder standen wir vor dem Problem der Umsetzung. In der Theorie erscheint ein Plan leicht und super easy, doch soll er in die Praxis umgesetzt werden, sieht das Ganze etwas anders aus. Ich nutzte jede freie Minute in der Arbeit, um die Pläne zu zeichnen, zu perfektionieren und realisierbar zu machen. Am schwierigsten war es, das richtige Holz zu wählen: Wie dick muss es sein, um sich gut verarbeiten zu lassen und die finale Funktion zu erfüllen, ohne aber zu schwer für den gesamten Ausbau zu werden? Es war ein Balanceakt – immer hin- und hergerissen zwischen Funktionalität, Sicherheit und Praktikabilität.
Ein schier endlos erscheinender Prozess. Doch irgendwann war die Planung abgeschlossen und wir konnten endlich in den Baumarkt fahren und unsere Holzbretter in Auftrag geben. Wir haben uns dazu entschieden, die Platten vor Ort zuschneiden zu lassen – das geht in Österreich bei den meisten Baumärkten und ist nur minimal teurer als ganze Platten zu kaufen. Da wir nur die kleine Werkstatt von Michis Papa im Keller zur Verfügung hatten und auch keine großen Maschinen, war das für uns die beste Wahl.
Wenn einem bei der Planung keine Fehler unterlaufen, dann ist es vermutlich auch die einfachste und schnellste Vorgehensweise. Verrechnet man sich, oder die Theorie lässt sich doch nicht so umsetzen, wie das geplant war, dann ist das ein großer Haufen S***. Denn dann passt plötzlich kein einziges Brett. Zum Glück hatten wir richtig gerechnet!
Der Vanausbau - Plan und Realität
Vom ungepflegten Transporter zum wunderschönen Instagram-Mobil
Zuerst musste der gesamte Dreck der Vorbesitzer raus. Nach stundenlangem Putzen strahlte unser Mädel wieder wie ein Neuwagen – oder zumindest fast. An diesem Punkt muss ich (Laura) anmerken, dass ich Michael noch nicht lange kannte – knapp zwei Monate. In einer frischen Beziehung ist es manchmal schwer, wirklich zu sagen, was man denkt, denn man kennt den anderen noch nicht gut genug, um dessen Reaktion vorhersehen oder abschätzen zu können. Darum bekam unser Van erst einmal Teppichboden *ich rolle gerade sehr stark mit meinen Augen und lege meine Stirn in Falten*. Warum Michael sich das zu diesem Zeitpunkt eingebildet hat, wissen nur die Götter, ABER schlussendlich bekam ich meinen Willen und wir verlegten Roll-PVC in Holzoptik. Dieser Boden lässt sich einfach reinigen und ist pflegeleicht – so wie es im Camper sein muss.
Als Nächstes ging es den Seitenverkleidungen an den Kragen. Diese wurden mit roher Gewalt aus den Verankerungen gelöst – diese kleinen Nieten halten besser, als man ihnen zutrauen würde – und flogen anschließend in hohem Bogen raus. Die Hohlräume, die darunter zum Vorschein kamen, dämmten wir mit 19 mm Armaflex und verkleideten die Seitenwände und die Decke mit Nut-Feder-Brettern, die wir mit einer Lasur eingelassen haben.
"Das Bettgestell" oder "Der Beginn eines Nervenzusammenbruchs"
Nachdem die Decke und die Seitenverkleidungen fertig waren, machten wir uns an die Arbeit, das Gestell für das Bett zu bauen. Hier hatten wir Hilfe vom Nachbar, denn unser Rahmengestell wurde aus 3×3 cm NiRo-Stahl geschweißt. Dieses verankerten wir mit dicken Schrauben im Boden der Karosserie unseres Transporters, die sich leicht lösen ließen, damit das Gestell im Fall der Fälle ausgebaut werden konnte (hier dachten wir noch an die Typisierung und solange alles wieder rausgenommen werden kann, gilt der Ausbau als Ladung). Ich weiß nicht, ob es nur bei unserem Modell so ist, oder ob alle T5 diese Verankerungspunkte im Boden haben. Wie auch immer: Das Gestell war unsere Grundkonstruktion, auf der wir den restlichen Aufbau montiert und befestigt haben. Somit können wir wirklich mit gutem Gefühl behaupten, dass alles gut und sicher verbaut wurde.
"Die Küche" oder eher "die 200 kg schwere Küchenlade"
Der Stahlträger hatte neben der Ladungs-Sicherheit auch noch den positiven Nebenaspekt, dass wirklich alles daran verschraubt werden konnte, egal wie schwer. Somit war es uns möglich, eine echt massive Küchenlade zu verbauen, die auf 1,5 Meter ausgezogen werden konnte. Die Lade haben wir aus 19 mm 3-Schicht-Fichtenholz-Platten gebaut – klingt vielleicht etwas massiv, aber wir waren komplette Anfänger und waren uns echt unsicher, wie dick das Holz sein muss, um später das Gewicht zu tragen. Wir gingen auf Nummer sicher und haben es nicht bereut.
An der Lade haben wir 200 kg Schwerlast-Teleskopschienen mit Sperrvorrichtung montiert, die im Stahlträger verankert wurden*. Das ganze Konstrukt war so stabil, dass ich mich darauf sitzen konnte, ohne dass es nachgegeben hat. Echt coole Sache. Das Einbauen war allerdings ein Krampf, weil die Lade so schwer geworden war und bis dann alles am richtigen Platz war und endlich ohne Spannung locker ein- und ausgeglitten ist, hat es ewig gedauert und sehr viele Anläufe gebraucht.
*Die Dinger sind nicht günstig, aber jeden Cent wert. Wir hatten es zuerst mit den 100 kg Schienen probiert (weil wir sparen wollten), uns dann aber doch für die stärkeren entschieden, da die 100 kg Schienen ziemlich nachgegeben und die Lade nicht so stabil gehalten haben, wie wir uns das vorgestellt hatten. Darum haben wir uns letztlich doch umentschieden und die stärkeren gekauft. Die Schwächeren kamen später bei der Kühlschranklade zum Einsatz und konnten dort gut verwertet werden.
"Regelsystem" oder "Der Wohn-, Ess-, Schlaf- und Ankleidebereich"
Das Regal hat uns mehrfach sehr gefordert. Es klingt zuerst recht einfach, wenn man darüber nachdenkt, ein einfaches Kastensystem von Bett bis zur Decke zu konstruieren. Aber dann ist da die Rundung der Außenwand, der Decke und einfach generell ist alles irgendwie uneben und schräg. Doch mit viel Mühe und unzähligen Schablonen hat es letztlich super geklappt und das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
Für die Grundkonstruktion haben wir 0,8 mm Pappelsperrholz verwendet. Die Rückwand haben wir in der dünnsten Stärke gefertigt, da diese nur eine optische Funktion erfüllen musste, um von außen nicht auf die ganze Wäsche blicken zu können. Die Einlegeböden waren auch 0,8 mm dick – hier mussten wir aber auf die Länge noch eine Stütze einbauen, da sie uns ziemlich durchgehangen sind. Aber ich denke, das wäre auch bei den dickeren Brettern der Fall gewesen. Verschraubt haben wir alles mit Winkel und kleinen Schrauben. Falls man das Ganze einfach einmal einbauen und nie wieder ausbauen möchte, lautet mein Tipp: Leimen. Ich würde im Nachhinein generell vieles einfach verkleben und nicht mehr schrauben bzw. weniger schrauben.
Das Badezimmer
Mit einem Wort: Minimalistisch. Unser Bad war klein, aber hatte alles, was ein Mensch so braucht. Wir hatten einen Wasserhahn, der auch als Waschbecken für die Küche fungierte, ein kleines „Waschbecken“, falls mal etwas daneben gehen sollte (der Blumentopf), einen Duschschlauch und einen Spiegel, damit wir täglich nachschauen konnten, ob noch alles am rechten Fleck saß und wir nicht langsam zu verwildern begannen. Fazit: hat nicht ganz funktioniert.
Zusätzlich hatten wir noch eine kleine Trockentrenntoilette mit an Bord, die im „Hauptraum“ – also auf unseren unverbauten 2 qm untergebracht war. Wir haben uns damals für das kleine Modell der Marke Boxio entschieden. Für unsere Reisezeit und -art war das die ideale Lösung.
Solar und Batterie
Auf dem letzten Bild der Bodenserie kann man unter dem Fahrersitz schon unsere Batterie erkennen. Auch hier berufe ich mich auf das Recht zu schweigen – wegen einer zu frischen Beziehung. Am Ende ist die Batterie „gut zugänglich“ in unserm Regal verstaut. Die Batterie ist jedoch ein Fall für sich und bedarf eines eigenen Artikels. Falls unter euch Enthusiasten sind, die gerne mit Einzelzellen eine Batterie für einen Camper nachbauen wollen, anstatt sich eine fertige und gut gesicherte zu kaufen – hier geht’s zum Artikel.
An diesem Punkt muss ich Michael meinen ganzen Stolz aussprechen, denn er hat ohne Vorkenntnisse eine funktionierende Batterie und ein komplettes Strom-Set-up für unseren Van entworfen und gebaut. Wir konnten ohne größere Probleme 5 Monate in unserem Bus leben und arbeiten und das im Winter. Nun sind wir natürlich schlauer und wissen noch besser, was wir für unser neues Wohnmobil wollen und brauchen, doch für das erste Mal Vanausbau war das eine wirklich starke Leistung.
Der fertige Van hat dann nach vielen Stunden Arbeit endlich so ausgesehen und wirklich all unsere Wünsche erfüllt. Nach 5 Monaten Reisen haben wir uns schweren Herzens aber trotzdem dazu entschieden, dass ein größeres Gefährt hermuss, um wirklich darin leben und arbeiten zu können. Dieser kleine Van war perfekt für unsere ersten Schnupperstunden ins Vanlife und in die ganze Campingszene. Die Zeit, die wir mit diesem Wagen auf den Kanaren erleben durften, wird uns für immer in Erinnerung bleiben.
Falls ihr Fragen oder Interesse an einer genaueren Auflistung aller verbauten Geräte und Materialien habt, lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.
Wir freuen uns, wenn wir euch mit unserer Erfahrung weiterhelfen konnten und sind gespannt, wo es euch auf eurer nächsten Reise hin verschlägt. Falls ihr mehr über unsere 5 Monate auf den Kanaren, dem spanischen Festland und in Portugal erfahren wollt, findet ihr hier mehr Inspiration.
"Reisen bedeutet, Grenzen zu überschreiten – nicht nur auf der Landkarte, sondern auch in unserem Kopf."